Abenteuer Afrika
Heute will ich euch ein bisschen an unserem Afrika–Abenteuer
teilhaben lassen. Wir waren eine kleine 5-köpfige Gruppe. Juliane (eine
Freundin von Isabell), Bene er hat sein FSJ bei mir in Rumänien gemacht, Jan
ein Freund von Bene - war auch schon bei zwei Einsätzen in Rumänien dabei, Axel
wiederum ein Freund von Bene und ich.
Zur Vorgeschichte: Die Kontaktmission hat eine Missionarin,
die seit mehreren Jahren in Sambia ist und seit knapp 3 Jahren für eine kleine
Dorfgemeinschaft eine Schule aufgebaut hat, medizinische Hilfe leistet,
Nähkurse gibt und die Einheimischen generell mit Berufsbildung fördern möchte.
Dies sind nur die Hauptbereiche, nebenher hat sie jede Menge Kleinprojekte am Laufen.
Im März wurde ihr vom Chief Nkambo, der König von Masaiti,
ein ca. 10 ha großes Grundstück geschenkt, um dort ein „Skillcenter“
aufzubauen. In diesem Skillcenter sollen die verschiedensten Berufsfähigkeiten,
die vor Ort hilfreich sein können, vermittelt werden.
Auf diesem Grundstück sollte als Startschuss nun ein
Wohnhaus für Isabell, unsere Missionarin, gebaut werden.
Als ich im März mit Michi, einem guten Freund aus unserer Zeit
in Rumänien, vor Ort war, um das Schuldach fertig zu stellen und die bauliche
Lage im Land zu checken, haben wir angefangen - angepasst an die Baumaterialien,
die vor Ort zur Verfügung stehen - ein möglichst günstiges und dennoch
praktisches Haus zu entwerfen. Man muss dazu sagen, dass Häuser In Sambia sehr
einfach ausgestattet sind.
Da die Sambier so gut mauern, wie wir als Laien, war unser
Vorschlag, dass das Haus bis zu einem Betongurt über den Fenstern und Türen
vorbereitet ist und wir dann gemeinsam den Rest mauern, das Dach machen und uns
mehr auf die Details wie Sanitär und Fliesen konzentrieren würden wo eher
unsere Fähigkeiten zum Einsatz kämen.
Durch einige Zwischenfälle (Vermessung des Grundstückes, Totesfall
im Dorf, …) und der Tatsache, dass in
Sambia die Ziegel meist selbst geformt und gebrannt werden (hierfür wiederum
erstmal ein Brunnen gegraben werden muss usw.), vor dem Mauern auch noch ein
Fundament und Bodenplatte betoniert werden musste, war es dann einfach zu viel
Arbeit, um bis zu besagtem Betongurt zu kommen.
Und so wurde mit viel Anstrengung dass minimal Notwendige
erreicht. Als wir kamen war die Bodenplatte fertig und die Steine … na ja fast J Am Abend unserer
Ankunft wurde der Steinofen befeuert.
Der Ssteinofen bei unserer Ankunft, die Bodenplatte und der Brunnen |
Der Flug hat reibungslos geklappt, obwohl das staureichste
Wochenende des Jahres angesagt war gab es kaum Verkehr und so sind wir über
Johannesburg gut in Ndola (Sambia) gelandet. Die erste Nacht haben wir in
Isabells Miethaus auf einer katholischen Missionsstation ca. 27 km vom
Projektgelände entfernt übernachtet. Der Gedanke war, jede zweite Nacht auf der
Missionsstation zu verbringen, weil es da Strom und eine heiße Dusche gab, was
am Ende eines warmen Arbeitstages sehr verlockend war.
Da die Ziegelsteine noch im Ofen waren sind wir auf dem Weg
zum Projektgelände erstmal noch bei ein paar Steinverkäufern vorbeigefahren, um
sicherzustellen, dass wir Steine haben. Nach unserer Ankunft im Dorf mussten
wir erstmal einen Abstecher in die Sandgrube machen um 2-3 m³ Sand zu schaufeln
und dann auf einen Traktoranhänger zu laden.
Nach dem Abladen des Sandes haben wir erst mal für eine
funktionierende Infrastruktur gesorgt: Zelte aufgebaut, ein Klo fertiggestellt
und eine Dusche gebaut, so war dann der erste Tag auch schnell vorbei, denn um
17 Uhr wird es schon recht frisch und um 18.30 Uhr ist es stockfinster.
Also hieß es, früh ins Bett zu gehen, um früh aufzustehen,
denn um 6.10 Uhr wurde es hell und somit starteten wir in den Tag. Gut, nicht
immer alle aber zumindest manche von uns, um Feuer für Kaffee zu machen und das
Frühstück vorzubereiten. Gegen 7 Uhr war es dann schon sonnig und die ersten
Strahlen waren schon schön warm. Was wirklich angenehm war, denn nachts hatte
es so zw. 5-15 Grad, doch sobald die Sonne da war, hatte es gleich um die 20-25
Grad und gegen Mittag dann um die 30 Grad.
Unser Klo und die Zelte |
Unser Esszimmer, beim Sandschaufeln |
Und so starteten wir in den ersten Tag, füllten wieder die
Solarduschen und zeichneten die Wände auf der Bodenplatte an. Da klar war, dass
wir in den ersten 3 Tagen die eigenen Ziegelsteine noch nicht verwenden konnten
hieß es Steine kaufen. Pro Fahrt konnten wir so grob 150 Steine holen. Mehr
ging nicht, denn ein Stein wog geschätzt knapp 15 kg. Steine holen wurde dann
zur Gewohnheit, denn auch bei mehrfachem Nachfragen gab es keine klare Aussage,
wann denn die eigenen Steine fertig seien. Man nahm es afrikanisch, wenn sie
fertig sind, sind sie fertig! Als ich mal wieder nachfragte, sagte Isabell noch
zu Jonathan, er solle mir die direkte Antwort und nicht die höfliche und freundliche
geben. Und so kam raus, dass man die Steine nicht vor Samstag benutzen konnte.
Worauf wir unseren Steine-hol-Takt erhöht haben und
insgesamt ca. 1200 Steine geholt und 1000 bezahlt haben, denn günstiger gab‘s
nichts zu verhandeln, aber wir haben jedes Mal mehr bekommen als ausgemacht war
- scheint auch eine afrikanische Art zu sein
Das Holz für‘s Dach und die Zwischendecke sollte laut
Aussage auch vom örtlichen Sägemeister gute Qualität sein und deutlich
günstiger. Er schnitzt die Hölzer mit der Motorsäge aus dem vollen Stamm dafür
waren sie auch nicht schlecht, doch von gut weit entfernt, aber dazu später
mehr.
Mittwochs kam dann auch Jackson, der sambische Maurer dazu. Nun
war Fingerspitzengefühl gefragt, denn er hat ja den Auftrag bekommen, das Haus
zu bauen und wir würden ihn unterstützen. Doch uns war klar, wir müssen Gas
geben, und zwar Vollgas, denn sonst wär das Ziel, das Dach drauf zu bekommen,
unerreichbar. Es war sowieso schon weit entfernt, doch uns war klar, unser Herr
ist groß und ihm ist nichts unmöglich. Nach etwas Annäherung legte dann auch
Jackson los und er war recht zügig. Er war vielleicht nicht so genau, aber
schnell. Allerdings muss man dazusagen, dass seine Wände meist gerader waren
als unsere, Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch mit trapezförmigen Steinen, die
in keine Richtung gerade sind, geschweige denn gleich dick, ist es unmöglich,
gerade zu mauern. Es ist ein ständiges Abwägen, wie es denn am geradesten ist
und wenn man die Ecken hat muss man die Wasserwage einfach zur Seite legen und
Schnüre spannen. Da aber keiner von uns wirklich gut im Mauern war, war das eine
echte Herausforderung.
Generell war es nicht so einfach, mit den sambischen
Materialien gute Qualität abzuliefern, doch auch hierfür gibt es eine Lösung, „Neudefinition
von gut“ und schon geht’s. Auch Jackson hat manchen Türrahmen dreimal
eingemauert und dann doch ausgetauscht, um ihn mir zu überlassen. Eigentlich
dachte ich beim ersten Türrahmen, das lass ich besser ihn machen er kennt sich
da sicher besser aus, doch mir wurde schnell klar, dass es wurscht ist, ob er
oder ich ihn krumm einmaure. Und so ging‘s Stück für Stück aufwärts.
Das Ergebniss am Donnerstag Abend, noch 7 Tage |
Die
Hoffnung war, Freitag den Betongurt einzuschalen, doch hierfür war zu wenig
Holz da, also musste Isabell bei ihrem Trip zur Ausländerbehörde und zu
diversen Baustoffhändlern auch noch etwas Holz zum Schalen dazu kaufen. Doch
der Fahrer des LKWs hatte am Abend wohl keine Lust mehr das Holz abzuholen und
so kam der LKW ohne Holz an und wir hatten nichts zum Schalen am Montag und
Jackson konnte nur einen Teil des Gurtes betonieren.
Freitag Abend, noch 6 Tage |
Als Isabell sich auf den Weg nach Ndola zur Ausländerbehörde
machte, war auf einmal auch Vicky, ihre deutsche Schäferhündin, die sie seit
zwei Wochen hatte, weg. Wir dachten vielleicht hat Isabell sie mitgenommen doch
als Isabell Freitagabend, also 1 ½ Tage später wieder kam war Vicky nicht dabei
und die Stimmung dementsprechend im Keller. Wir wären davon ausgegangen, dass
sie, wenn sie Hunger hat, sicher zurück kommt, doch das Problem ist, wenn sie
jemand findet, nimmt er sie mit und man hat wohl keinen Anspruch mehr auf sie.
Eine weitere Angst war, dass sie von einem Auto angefahren wird, denn das ist
ihr schon einmal passiert und sie war manchmal nicht die hellste. An diesem
Abend wollten wir zusammen in einen Tierpark fahren, um dort ein wenig auszuspannen
doch verständlicherweise war Isabell nicht nach Tierpark und Ausspannen, ohne
zu wissen wo ihr Hund ist und der LKW war auch noch nicht da. Also sind wir
alleine losgezogen, bei Nacht, Linksverkehr und fernlichtfahrenden LKWs, die
jede Menge Kupfer geladen hatten.
Nach einer Nacht in Mischikischi in Isabells Mietshaus sind
wir am nächsten Morgen sehr früh los um die Giraffen zu sehen. Nach dem Einchecken
sind wir schnell auf Safari...
...doch von Zebras und Giraffen keine Spur. Also
erstmal frühstücken und frisch gestärkt noch einmal los. Es gab ca. 15
verschiedene Antilopenarten, Affen und eben eigentlich auch Giraffen und
Zebras. Letztere haben wir nach viel gutem Essen, Massage, einem afrikanischen
Busch-Gottesdienst und dem Besuch im Reptilienhaus dann auch gesehen, doch die
Giraffen waren sicher nur um Touris anzulocken, so zumindest unsere Theorie.
Ich hab in den Tagen viel gebetet, dass Vicky wieder auftaucht und die Stimmung
nicht voll im Keller ist, wenn wir zurück kommen. Und Gott ist gut J Samstag Mittag ist
Vicky völlig ausgehungert nach 2 Tagen wieder aufgetaucht.
So sind wir nach einem erholsamen Wochenende am Montagmorgen
gestärkt an der Baustelle angekommen und es konnte fröhlich weiter gehen.
Leider aber ohne Holz zum Schalen, denn das hat der LKW- Fahrer ja nicht
mitgenommen.
Montag Abends, noch 5 Tage |
Nach einer Spontananfrage beim örtlichen Holzkünstler hat er
uns Dienstag morgens noch ein paar Bretter gesägt und der Rest des Gurtes
konnte geschalt und betoniert werden. Die Zeit verflog und das Ziel vor Augen
verschwamm immer mehr.
Dienstag, noch 4 Tage |
Mittwoch hätte ich unserer Mission „Dach“ keine Chance mehr
gegeben doch auch hier war unser Herr gnädig und irgendwie ging auf einmal
alles doppelt so schnell. Kinder kamen, um sich für‘s Wasser- oder Steinebringen,
Schuhe oder Kleidung zu verdienen und auch Jackson war scheinbar immer motivierter.
Mittwochabend, noch 3 Tage |
Zumindest bis das erste Holz brach und einer von den sambischen Jungs beinah
2,5 m abgestürzt wäre. Da hat er erstmal ne kurze Pause gebraucht. Als ihm
selbst dann noch ein Holz unter dem Hintern wegbrach, hat er eine etwas längere
Pause gebraucht und war auch nicht mehr so motiviert den letzten Betongurt über
den Türen zum „Dachboden“ zu schalen.
Donnerstag Abend nur noch 2 Tage |
Nichtsdestotrotz haben wir es geschafft,
Freitagabend diesen letzten Schritt fertig zu stellen und so konnten wir
Samstag noch das Dach aus den besten der übrigen Hölzern machen.
Freitag Abend, Betonieren vom Betongurt über den Türen |
Noch ein Tag |
Und es fehlt nur noch das Dach |
Selbst derThron (das Kompostklo) ist fertig |
Es ist geschafft! Unglaublich |
Auf die Dunklen Hölzer kommt eine Zwischendecke |
Links die Dusche rechts das von Außen zugängliche Klo |
Am Nachmittag
waren wir fertig. Und wir konnten stolz unser Werk betrachten. Nun hieß es noch
das Zelt und unsere Sachen packen, bevor wir noch einen letzten Trip auf den
höchsten Berg in der Umgebung machten.
Eigentlich war es eine nette Tour, über Wiesen, Wald und
griffigen Fels auf die Spitze des kleinen Berges von dem man eine gute Aussicht
auf die Gegend hatte. Allerdings musste man außer Acht lassen, dass eben in
jeder Felsspalte oder Dickicht eine Kobra, Schwarze Mamba, Gabunviper, Skorpion
oder irgendein anderes giftiges Vieh liegen könnte und sich gestört fühlte.
Die Aussicht vom Berg |
Skorpione hatten wir zweimal abends am Lagerfeuer zu Besuch.
Sie waren wohl in dem Holz auf dem wir saßen und verbrannten, doch Nicolas und
Jonathan, unsere sambischen Freunde, haben die Viecher schneller erlegt, als
wir sie entdecken konnten. Dem Herrn sei Dank!
In der vergangenen Woche wurde nun auch der Fußboden fertig gestellt und Isabell ist dabei, das Bad zu fliesen.
Wir hoffen, dass sie möglichst schnell fertig wird, damit Isabell schnell umziehen kann und der Alltag für sie wieder etwas
geregelter wird.
Ihr seht, es war eine spannende Zeit, hart und sehr anstrengend,
aber es hat sich wieder mal gelohnt. Wir konnten einiges von den Sambiern lernen
und ich bin mir sicher sie werden uns so schnell auch nicht vergessen.
Vielen Dank an jeden, der diesen Einsatz möglich gemacht hat
und natürlich vor allem an Juliane, Axel, Bene und Jan, ohne die das ganze Vorhaben
unmöglich gewesen wäre.
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